Montag, 4. Juli 2016

Über uns der Himmel, unter uns das Meer

Eine Seefahrt ist nicht immer lustig! 

Jojo Moyes schrieb ihren Roman "The Ship of Brides" bereits 2005. Die deutsche Ausgabe erschien 2016 bei Rowohlt Polaris unter dem pathetisch klingenden Titel "Über uns der Himmel, unter uns das Meer".

Australien 1946. Sechshundert Frauen machen sich auf die Reise in ihre neue Heimat. Ein Flugzeugträger soll sie nach England zu ihren Verlobten oder Ehemännern bringen. Es sind englische Soldaten, die sie im Krieg in Australien kennen gelernt hatten.
Unter den Frauen ist auch die Krankenschwester Frances, eine Frau, die so gar nicht in die Gruppe ihrer Schicksalsgenossinnen zu passen scheint. Sie versucht vor einem Geheimnis ihrer Vergangenheit zu fliehen und findet in dem Marinesoldaten Henry Nicol einen Vertrauten. 
 


"Wenn der Krieg sie eines gelehrt hatte, dann die Wahrheit, dass ein Leben nur allzu leicht ausgelöscht werden konnte." Zitat Seite 437
 

Mit diesem Buch habe ich Jojo Moyes nach einer für mich unbefriedigenden Lektüre von "Weit weg und ganz nah" noch eine Chance gegeben und wurde nicht enttäuscht. Ich bin tief eingetaucht in diese berührende Nachkriegsgeschichte, die einen authentischen Hintergrund hat und war von dem angenehmen Erzählstil der Autorin und der emotionalen Handlung sehr angetan. Es gab den Flugzeugträger HMS Victorious wirklich, Moyes Großmutter reiste damit seinerzeit von Australien nach England.



Das Herzstück der Geschichte ist die Schiffspassage einer Gruppe junger australischer Frauen: Frances, Jean, Margaret und Avice. Sie werden als Kriegsbräute englischer Soldaten nach England gebracht, wo sie ihr neues Leben beginnen wollen.  
Das Schiff ist jedoch kein Passagierdampfer, sondern ein Kriegsschiff, ein in die Jahre gekommener Flugzeugträger, der mit über 1000 Mann Besatzung und 19 Flugzeugen beladen ist.
Damit ist auch schon klar, dass es bei der hohen Personenzahl zu Wasserknappheit kommt und auch zwischen den Geschlechtern nicht immer ruhig hergeht und Vorfälle vorprogrammiert sind. Das Durcheinander, dass die Bräute auf dem Flugzeugträger zwischen der Schiffsbesatzung und den Soldaten auslöst ist, wird unterhaltsam näher gebracht.

"Hören sie, Sir, viele meiner Männer waren mehrere Monate lang ohne weibliche Gesellschaft. Das hier ist, als ob man ein Streichholz in eine Kiste mit Feuerwerkskörpern halten würde." Zitat Seite 139
 

Die Frauen sind allesamt unterschiedliche Charaktere aus verschiedenen Gesellschaftsschichten. Aber hier werden sie eine "Reisegruppe" mit gleichen Hoffnungen und Wünschen, sie alle wollen nach der langen Trennung ihre Männer endlich wiedersehen.

Hier prallen menschliche Schicksale in berührender Art und Weise aufeinander, die vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund eindrücklich dargestellt werden. Es ist die gemeinsame Hoffnung auf ein normales glückliches Leben ohne Krieg, das diese in einer Kabine lebenden Frauen zusammen schweißt. Das gemeinsame Ziel stellt nicht nur Familiengründung, sondern auch ein ziviles Leben in Friedenszeiten in Aussicht. Dafür verlassen die australischen Frauen ihre Familien und brechen im Grunde mit ihrer alten Heimat.

Jojo Moyes gelingt mit diesem Buch ein sehr emotionaler, berührender Roman, den ich gern gelesen habe. 

Mit einem Augenzwinkern und dann doch wieder mit alltäglichen Geschehnissen erlebt man die Situation der Frauen an Bord des Schiffes mit. Es gibt nicht genug Waschwasser an Bord, die allgemeine Situation ist von den jeweiligen Ängsten und Sorgen geprägt. Nicht nur die Frauen haben ihre Probleme, auch die Offiziere und der Kapitän machen sich so ihre Gedanken über diese nautische Passage. Dabei ist gerade ihre gegenseitige Lebensauffassung durch die vielseitigen Charaktere aus verschiedenen Gesellschaftskreisen äußerst gelungen und vermittelt ein umfassendes Bild der Rolle der Frau zur damaligen Zeit und der Stellung von Mann und Frau.  

Der Roman ist schwungvoll und voller Leben, seine Protagonisten liebeswürdig bis herzzerreißend und die Idee ist einen Bestseller wert! Mich hat dieser Roman mitgerissen und ich bin völlig eingetaucht in die Handlung. 

                     

6 Kommentare:

  1. Mir hat das Buch auch sehr gut gefallen!
    Liebe Grüße
    Martina

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  2. Huhu
    Ich kenne das Buch zwar vom Hören und Sagen, muss aber gestehen, dass ich noch kein Jojo Moyes Buch gelesen habe.
    Werde das aber bestimmt irgendwann mal nachholen :D

    HIER GEHTS ZU MEINEM BEITRAG auf the-infinite-bookshelf

    Liebe Grüße
    Nicky

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    1. Hallo Nicky,

      gerne schaue ich bei dir vorbei.
      "Über uns der Himmel..." kann man wunderbar lesen.

      Viel Spaß damit,
      Barbara

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  3. Hey Barbara,

    vielen Dank für diese wundervolle Rezension ♥
    Nun freue ich mich noch mehr auf das Buch :D

    Liebe Grüße
    Charleen

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  4. Hallo Barbara,

    ich habe bisher nur die drei Romane um Louisa Clark von Jojo Moyes gelesen - mit deiner Rezension hast du mich nun sehr neugierig auf dieses Buch gemacht, das ich mir auf jeden Fall merken werde. :)

    Liebe Grüße
    Nicole

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    1. Hallo Nicole,

      genau die Bücher um Louisa habe ich noch nicht gelesen. Nur "Weit weg und ganz nah" und das hat mir überhaupt nicht gefallen.
      Aber dieser Roman um die Schiffspassage ist echt klasse. Du wirst es mögen.

      Viel Spaß damit,
      liebe Grüße Barbara

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